Mein Geständnis als Personal Trainerin

Marlene Rosenberger • 18. November 2024

Was deine Bauchmuskeln über deine sportliche Leistungsfähigkeit aussagen

Sollten Fitnesstrainer, Personal Trainer nicht einen Waschbrettbauch haben?


Ich verrate dir heute etwas sehr Persönliches.


Als ich mich entschlossen habe meine langersehnte Fitnesstrainerlizenz zu machen, war ich erst voller Vorfreude und kurz vor dem ersten Seminar plötzlich total nervös! Der Grund war mein Bauch, der mich im Spiegel anschaute und die Stimme in meinem Kopf, die plötzlich kritische Fragen stellte.

Ob ich da überhaupt hingehörte, ob ich mithalten könnte so ohne Waschbrettbauch. Wie es überhaupt um meine sportliche Leistungsfähigkeit stand, so ohne Sixpack? Eine Fitnesstrainerin, Personal Trainerin und Ernährungscoach ohne klar definierte Bauchmuskeln - ging das überhaupt? Was bedeutete das für meine Glaubwürdigkeit gegenüber KundInnen? Bin ich fit genug?

Wenn du diese Stimme auch kennst, ist dieser Beitrag besonders wertvoll für dich, versprochen.


Rectus abdominis, der Taj Mahal* der Fitnesswelt


Mich überraschten diese kritischen Gedanken ehrlich gesagt, denn ich hatte bis dato mein Aussehen seit meiner Teenie-Zeit nicht mehr in Frage gestellt. Und das, obwohl ich zur Generation Germanys Next Topmodel gehöre!!!

Ich habe in meinem Leben viele Sportarten betrieben oder ausprobiert und vor allem in meiner Jugend stand dabei meistens der Medaillengewinn im Vordergrund.


Woher kam also plötzlich diese Stimme, die meine Sportlichkeit in Frage stellte aufgrund nicht definierter, nicht sichtbarer Bauchmuskeln? 

Vielleicht daher, dass viele bekannte KollegInnen und FitfluencerInnen genau das Gegenteil suggerieren.  Unterbewusst setzen sich Glaubenssätze und Assoziationen schneller fest als wir denken. So auch bei mir.  Die Assoziation fit=Sixpack, war in meinen Hirnwindungen gespeichert, ohne, dass ich es gemerkt hatte.


Was haben Pamela Reif und Sascha Huber mit meiner Geschichte zu tun?


Ich war felsenfest überzeugt ich würde mich beim Lehrgang zwischen lauter Pamela Reifs und Sascha Hubers fehl am Platz wiederfinden.

Natürlich bin ich trotz allem zu meinem ersten Lehrgangswochenende gefahren, schließlich wollte ich eine zertifizierte Fitnessmaus werden und bei der Verfolgung von Zielen kann ich sehr hartnäckig sein.


Statt Pamela Reif und Sascha Huber lernte ich zwei Dozenten kennen, die ehemalige Bodybuilder sind. Ihr Input befeuerte meinen gedanklichen Ausflug zum Thema definierte Bauchmuskeln.

An der Stelle auch liebe Grüße an Prof. Dr. Jens Ebing. 


Leistung versus Optik


Egal wie groß und dick deine Muskeln sind, um FitnesstrainerIn zu werden musst du beim Deutschen Fitnesslehrer Verband (DFLV) ab der B-Lizenz Ausbildung Leistungstests als Teil der Prüfung absolvieren. Du musst in vorgegebener Zeit eine Mindestzahl an Liegestützen, Crunches  und Durschlägen beim Seilspringen  schaffen sowie den PWC-Test bestehen, um Punkte zu sammeln. 


Wer wäre ich, wenn ich nicht die Maximalpunktzahl anvisiert hätte! Da wusste ich allerdings auch noch nicht, was der PWC (Physical Working Capacity)-Test bedeutet. Aber dazu später mehr.


Die Leistungstests erteilten mir eine Lektion und lieferten gleichzeitig die Antwort auf die Frage nach meiner sportlichen Leistungsfähigkeit trotz unsichtbarem rectus abdominis. (Ja zur Fitnesstrainerausbildung gehört auch das Lernen der lateinischen Bezeichnung aller Muskeln.)

In meiner Prüfungsgruppe hatte ich die meisten Durchschläge beim Seilspringen. 256 in zwei Minuten und das Beste: ich hätte ohne Mühe weiterspringen können. Bis auf den PWC-Test holte ich bei allen Tests die Maximalpunktzahl.


Das Gefühl von damals war zurück. Wie nach einem gewonnen Wettkampf  fühlte ich mich gut und war stolz auf meine Leistung. Damit hatte ich es schwarz auf weiß: Ich hatte den Fitnesstest bestanden d.h. Ich bin fit, auch ohne Sixpack.


Woran misst Du dich als Sportlerin? Was bedeutet sportlich sein?


Natürlich wollen wir alle gut aussehen. Was, am Rande bemerkt, übrigens super individuell und subjektiv ist, aber das ist ein anderes Thema.

Aber woran misst Du dich als SportlerIn? Anhand welcher Kriterien misst Du deine sportliche Leistungsfähigkeit? An sichtbaren unteren, schrägen oder geraden Bauchmuskeln also wirklich an Optik? Lass mich dir die Antwort anhand eines kleinen Beispiels verdeutlichen.


Sind Tour de France Fahrer sportlich?

Stell dir Folgendes vor:

Du bist bei der Zieleinfahrt der Tour de France, der Gewinner reißt sein Trikot hoch und.... weit und breit kein Sixpack zu sehen!

Was sind deine Gedanken? 'Ach man ist das ein Lappen!'? Wohl kaum. Immerhin strampeln die Fahrer mit mehr als 20km/h die Alpen hoch und treten dabei an die 600 Watt.


Und ich kann dir sagen das ist UN-VOR-STELLBAR! Du erinnerst dich an den PWC-Test, den ich für die B-Lizenz absolvieren musste? Dabei musste ich auf einem Fahrradergometer das 2,5-fache meines Körpergewichtes in Watt treten. Bei mir waren das nicht mal 200 Watt, d.h. nicht mal ein Drittel der Maximalleistung eines Profi-Rennradfahrers und schon hart an, ach was weit über meiner Grenze.

Eins ist sicher: eine professionelle Rennradfahrerin werde ich in diesem Leben nicht mehr. Probiere es bei deinem nächsten Fitness-studiobesuch gerne mal aus.


An dieser Stelle ein kleiner Reminder für Dich (und mich):

Ein Sixpack ist nicht DER Maßstab. Weder für Fitness, noch für Gesundheit. Setze dir messbare sportliche Ziele, und sei stolz auf deine Leistung, wenn du sie erreichst. Damit erhöhst du deine Selbstwirksamkeit.



Bodybuilding sagt nichts über deine sportliche Leistungsfähigkeit aus!


Wenn ich sehe wie in den sozialen Medien Fitnesstraining nahezu ausschließlich mit optischen Aspekten beworben wird, klopft mein südländisches Temperament ziemlich laut an die Tür. 

FITness beschreibt per Definition deine körperliche Leistungsfähigkeit: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination

Bei Bodybuilding hingegen - zu deutsch Körper FORMEN- stehen Größe, Symmetrie und Ästhetik der Muskeln im Vordergrund und nicht deine Leistungsfähigkeit.

Ein Sixpack ist vor allem ein Maßstab dafür, wie niedrig dein Körperfettanteil ist, und wie deine genetische Disposition für die Verteilung dessen ist.


Es ist gefährlich Fitnesstraining und Bodybuilding in einen Topf zu schmeißen


Als Personaltrainerin und Expertin für leistungssteigernde Ernährung finde ich es erschreckend und beängstigend, wie wenig Fitness und Bodybuilding in den Sozialen Medien differenziert und voneinander abgegrenzt werden, denn das hat in meinen Augen teilweise fatale Folgen.


Fitness(training) wird, berechtigterweise, mit Gesundheit und Funktionalität assoziiert. Wenn junge (und ältere) Menschen nun die Tipps, Ratschläge und Pläne von sogenannten (selbsternannten) Fitnesstrainern umsetzen, gehen sie davon aus etwas für ihre Gesundheit zu tun.

Die Ziele von Bodybuilding sind aber optischer Natur:  Ein niedriger Körperfettanteil sowohl bei Frauen, als auch bei Männern und daraus resultierende sichtbare Bauchmuskeln. Von der Definition von Fitness bleibt nur ein bisschen Kraftaufbau.


Die Methodik besteht in den meisten Fällen vor allem in einem strikten Kaloriendefizit wobei die Qualität der Lebensmittel und vor allem der Mikronährstoffe eine eher untergeordnete Rolle spielt.


Ein Kaloriendefizit mit dem einzigen Ziel der Körperfettreduktion, völlig ungeachtet dessen, wie viele Kalorien innerhalb des vorgegebenen Rahmens durch Nutella oder gesüßte Proteinriegel gedeckt werden, hat aber absolut nichts mit Gesundheit zu tun. Im Gegenteil! Du kannst als SportlerIn nicht Bodybuilding betreiben und deine maximale Leistungsfähigkeit abrufen. Warum, erkläre ich in einem separaten Beitrag.


Der Wolf im Schafspelz.


Im Grunde wird Bodybuilding im Mantel von Fitnesstraining verkauft.

Mann oder Frau sieht auf Instagram die Fitnesstrainerin mit dem Sixpack und denkt sich 'ah Fitnesstraining, das ist gesund und den tollen Bauch will ich auch'.


Bodybuilding mag seine Daseinsberechtigung haben, aber Mann und Frau tun damit nichts für ihre Gesundheit. Deshalb sollte Bodybuilding auch als Bodybuilding verkauft werden und nicht als Fitnesstraining, um die Kundinnen und Kunden nicht in die Irre zu führen.


In der Arbeit mit KundInnen, egal, ob als Ernährungscoach oder Personal Trainerin stehen (langfristige) Gesundheit, maximale Leistung und das Wohlfühlen im eigenen Körper an oberster Stelle. Ein flacher Bauch oder sichtbare Bauchmuskeln sind dabei oft ein angenehmer Nebeneffekt aber eben nicht das Ziel.


Alles Liebe

Marlene


*(Das Taj Mahal wird als Sinnbild für (künstlerische sowie architektonische Schönheit und Perfektion bezeichnet)


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